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Projekt FLARM-Radar
Radar basiert auf der Reflektion von elektromagnetischen Wellen an elektrisch leitenden Bauteilen. Segelflieger - hauptsächlich bestehend aus Verbundmaterialien - sind für klassische Radar-Systeme praktisch unsichtbar. Flarm- oder Transpondersysteme können an dieser Tatsache nichts ändern, aber sie machen die Flugzeuge mit technischen Hilfsmitteln sichtbar. Sobald aber ein Flugzeug mit einem derartigen Gerät ausgerüstet wird, sendet es laufend Positionsdaten aus, die von empfangen und ausgewertet werden können.
Hier setzt die Idee des Flarm-Radars an: Es müsste also möglich sein, den Datenstrom eines stationären Flarm-Gerätes am Boden auszulesen und in Echtzeit ein Bild der Situation in der Luft zu bekommen. Und wenn dann dieses Lagebild existieren würde, dann könnten aus den Bewegungsdaten doch Starts und Landungen detektiert werden, oder? - Mit der Vision, die Starts und Landungen künftig mit einer Flarm-Bodenstation automatisch zu erfassen wurde im Frühling 2012 das Projekt Flarm-Radar initiiert.
Open Source und offene Schnittstellen
Ganz bewusst wurde die Software seit dem Projektstart als Open Source (siehe Infobox 'Opensource') entwickelt. Es geht dabei nicht darum, ein weiteres in sich abgeschlossenes System zu entwerfen. Vielmehr sollten offene Schnittstellen die Integration mit bereits bestehenden Programmen ermöglichen. Auch sollte der offengelegte Quellcode andere Interessenten anregen ihre eigenen Ideen auf dieser Plattform zu realisieren.
Bereits während der Versuchsphase in Scheins entstanden in Frankreich (Chambery) und Australien (Melbourne) zwei weitere Installationen. In Australien wurde sogar eine Richstrahlverbindung eingesetzt, um die Daten von der Piste ins Internet zu transportieren. Im Rahmen der ersten Installationen mussten viele verschiedene Probleme gelöst werden und es zeigte sich schnell, dass viel Arbeit liegt zwischen einem funktionierenden Prototypen und dem einfach einsetzbaren Produkt für Endbenutzer.
Die Funktionsweise der Software basiert darauf, dass der Datenport des Flarm-Gerätes ausgelesen und mittels Streaming auf einen Server übertragen werden. Der Server analysiert die Daten in Echtzeit und stellt die aktuelle Situation im Luftraum dar. Für die Auswertung der Daten ist die Rechenleistung eines gängigen Computers bereits ausreichend. Momentan steht ein öffentlicher Server unter http://www.flarmradar.ch/radar kostenlos zur Verfügung. Auch ein privater Server kann eingerichtet werden, der dann nicht mehr im Internet sichtbar ist.
Die Software wird laufend verfeinert und weiter entwickelt. Momentan ist es bereits möglich, Starts und Landungen zu detektieren. Diese Daten können über eine Schnittstelle auch von anderen Programmen gelesen und verarbeitet werden. Für die Zukunft ist geplant, dass auch ADS-B Empfänger eingesetzt werden können. Auch soll es möglich werden, die Abstrahl-Charakteristiken der Flarm-Antennen in den Flugzeugen vom Boden aus zu messen.
Wer eine eigene Bodenstation aufbauen möchte, der findet viele Informationen und eine Anleitung dafür unter http://www.flarmradar.ch. Die benötigten Teile sind Massenprodukte und können über das Internet bezogen werden. Wer gerne am Projekt mitarbeiten möchte ist herzlich eingeladen, sich unter info@… zu melden.
Datenschutz?!?
Mit den Enthüllungen zu den Überwachungsaktivitäten durch verschiedene Organisationen sind auch im Zusammenhang mit diesem Projekt Fragen aufgetaucht. Der öffentliche Server wäre ja eigentlich geeignetes Instrument um Daten zu sammeln. Die Software ist aber so programmiert, dass die gesendeten Daten nur analysiert werden, um die Luftraum-Situation darzustellen und bestimmte Ereignisse wie Start oder Landung daraus abzuleiten. Eine Speicherung des Datenstromes (z.B. um Luftraumverletzungen nachzuweisen) findet nicht statt.
Infobox Opensource - Was ist Open Source?
Die Zerlegung des Begriffs gibt Aufschluss: „Open“, zu Deutsch: „offen“ „Source“ ist eine Abkürzung für “Source Code” und ist der für den Menschen lesbare Programmiercode einer Software. Open Source bedeutet demnach die Offenlegung des Programmiercodes. Diese Tatsache erlaubt es Entwicklern mit entsprechenden Kenntnissen in den Programmiersprachen, die Software nach Belieben zu modifizieren, weiterzuentwickeln und in bestehende Systeme zu integrieren.